
Hallo liebe Leser,
ein Besuch eines Festes oder Eintagesausflüge beschreibe ich hier auf dem Blog ja nur sehr selten, aber dies hier ist mir nun wirklich einen eigenen Bericht wert, vor allem, weil das Fest im Rest der Republik wohl irgendwie total unbekannt zu sein scheint, wie ich bemerkt habe.
Jedenfalls habe ich im Vorfeld hier in München mal die Augen offen gehalten und mir z.B. auf meinem Arbeitsweg viele Plakate eingehender angeschaut als normalerweise. Aber nichts, was ich persönlich sehr schade finde.
Gestern sind wir einer sehr netten Einladung nach Neu-Ulm gefolgt, denn was gibt es besseres, als eine Stadt oder dortige Feste mit Insidern zu besuchen? Seit dem 1. Juli findet dieses Jahr in Neu-Ulm und Ulm das 10. Internationale Donaufest mit einer Dauer von zehn Tagen statt und ich habe mir das – nicht zuletzt auch wegen der wunderschönen Kulisse der Ulmer Altstadt – nicht so schön vorgestellt.
Los ging es auf der Neu-Ulmer Seite der Donau, die dort teilweise ganz idyllisch vor sich hin fließt. Sogar ein Naturschutzgebiet gibt es, was man in einer Stadt mittlerer Größe so gar nicht vermuten würde. Weiter vorbei an der Donauinsel, von wo aus ab dem 17. Jahrhundert die sogenannten „Donauschwaben“ ihren weiten Weg in die osteuropäischen Länder, vor allem nach Serbien und Ungarn angetreten haben. Und zwar auf Schiffen, die sich „Schachtel“ nannten und die hier immer noch auf dem Fluß unterwegs sind, wenn auch nicht mehr in der originalen Bauweise und nur zu touristischen Zwecken. Trotzdem sehr beeindruckend, vor allem, wenn man vorher etwas zur Geschichte gehört hat.
Links und rechts der Donau haben sich für das alle zwei Jahre statt findende Fest allerlei Attraktionen eingefunden. So zum Beispiel die Themenzelte, in denen man vieles über die Bewohner entlang des 2857km langen Flusses erfahren kann, aber auch über die Donau selbst: Ursprung, Lauf, Anrainerstädte- und Staaten bis hin zur Mündung. Über den Ursprung der Donau war man sich übrigens sehr lange Zeit gar nicht so einig. Viele wollten ihn für sich beanspruchen 🙂
Alle zehn Anrainerstaaten der Donau stellen beim Fest auf dem „Markt der Donauländer“ ihr handwerkliches Geschick unter Beweis. Die Preise sind sehr moderat und man kann nur staunen, was für wunderschöne Dinge in Handarbeit hergestellt werden. Angefangen bei Schmiedearbeiten, über Wollverarbeitung in Bekleidung, aber auch z.B. in Bildern (!), mit Wachstropfen sehr filigran verzierte echte Hühnereier, bis hin zu Keramik- Töpfer- und Schmuckarbeiten. Ein Erlebnis, das alles zu sehen zu bewundern.
Ganz abgesehen von den vielfältigen, kulinarischen Köstlichkeiten, die man zu Livemusik aus den Anrainerstaaten genießen kann. Oder man ergattert zum Essen einen Platz gleich bei einer Bühne, auf der Tanzgruppen ihre Folkloretänze in wunderschön genähten Trachten darbieten, so wie wir.
Nach dem Essen ging es dann durch eines der Stadttore in die historische Altstadt Ulms. Auch wenn diese sehr klein ist, ist sie trotzdem der Erwähnung unbedingt wert. Alleine das weltberühmte Münster mit dem höchsten Kirchturm der Welt zu besteigen und beim Aufstieg immer wieder die sehr filigran anmutenden Steinmetzarbeiten außen am Turm zu bestaunen, ist der Mühe wert.
Und wenn ich, oben angekommen, nicht wieder einen kecken Rand riskiert hätte, hätten wir auch nicht den Turmwärter kennen gelernt und dieser Umstand hatte natürlich auch noch ein sehr schönes Nachspiel: Der Turmwärter nahm uns mit in sein Turmwärterzimmer, wo wir uns erst mal im Gästebuch verewigten. Danach durften wir ihn zu den Glocken begleiten. Dieser Teil der Kathedrale, bzw. des Turmes ist normalerweise für die Besucher nicht zugänglich und so konnten wir wieder mal sehen, was nicht jeder sehen kann und dazu noch einiges Wissenswertes über die Ulmer Glocken erfahren. Zum Beispiel, dass sie im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen wurden, um daraus Waffen herzustellen. Die Glocken hier sind also grade mal 60 Jahre alt oder nur unwesentlich älter oder auch jünger ;-). Außerdem lauschten wir dem Glockenschlag aus allernächster Nähe. 🙂
Zurück ging’s dann über den sehr, sehr sehenswerten Donaufischerplatz und auf einer der legendären Zillen zurück ans andere Ufer nach Neu-Ulm, wo wir uns noch ein kleines Lifekonzert auf einer der zahlreichen Bühnen anschauten. Die Zillen (kleine Boote aus Holz) dürfen übrigens nur von den „Zillerfamilien“ gefahren werden, wie wir uns sagen ließen.
Alles in allem war es ein ganz wundervoller und kurzweiliger Tag mit vielen Eindrücken und auch ein paar neuen Bekanntschaften. Das Fest findet erst wieder in 2018 statt, aber vielleicht mag es sich schon jetzt der ein oder andere vormerken. Es ist in jedem Fall einen Besuch wert.
Habt einen sonnigen Sonntag,
Eure Anja

P.S: Wir hatten keinen Fotoapparat mit, die Fotos sind mit dem iPhone gemacht. Außer das letzte Foto, denn das ist schon wieder zu Hause im Garten. Ich bitte dies zu entschuldigen 🙂
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