Elsass 2016 – Warum in die Ferne schweifen?

 

Liebe Leser,

in diesem Jahr haben wir uns für eine kleine Rundtour durch das Elsass entschieden, die für mich als Saarländerin schon sehr, sehr lange auf dem Programm stand. Und dieses Jahr war es nicht zuletzt durch einen kleinen, privaten Umstand endlich mal wieder soweit, was mich persönlich natürlich sehr freute, auch wenn ich das Elsass, bzw. Teile davon bereits gefühlte 100 Mal erkundet habe 🙂 Elsass muss von Zeit zu Zeit einfach sein 🙂

Von Neustadt an der Weinstraße, wo wir noch Uwe’s Tochter abgeholt haben, ging es dann gleich weiter nach Lutzelburg, wo man die Gelegenheit hat, ein beeindruckendes Schiffshebewerk (Saint Louis – Arzviller) zu besichtigen und auch befahren kann. Auf der Suche nach dem Campingplatz „Au Plan Incliné“, der nur ca. 1km entfernt und schön versteckt unter Bäumen hinter dem Kanaldamm liegt, kamen wir an einer Glasbläserei vorbei. Anhalten und schauen war natürlich angesagt. Es war dann auch nicht irgendeine Glasbläserei, sondern eine, wo man dem Glasbläser live bei der Arbeit zuschauen kann, wenn man genügend Zeit und Geduld mitbringt.

Am nächsten Morgen ging es dann am Rhein-Marne-Kanal entlang zum Plan Incliné.

Die Schiffshebeanlage ist 1969 in Betrieb genommen worden. Es wird erklärt, dass das Werk seitdem ununterbrochen arbeitet, doch meine ich zu wissen, dass das es 2013 und dann auch noch 2015 durch zwei Störfälle für einige Zeit außer Betrieb war. Der zweite Störfall resultierte aus der Havarie 2013. Das kann man sogar auf Wikipedia nachlesen. Hüstel… 😉

Das Hebewerk ersetzt für die passierenden Boote den Schleusenweg mit 17 Schleusen. Eine Menge Zeit und Wasserbewegung, die gespart werden. Außerdem arbeitet die Anlage fast ohne Strom, ist also zusätzlich sehr umweltfreundlich und resourcensparend.

 

Für die Besichtigung mit Fahrt von oben nach unten und wieder zurück sollte man gute drei Stunden einplanen und vor allem in Ferienzeiten rechtzeitig VOR Öffnung der Anlage da sein, wenn man nicht auf die „Nachmittagstour“ warten möchte.

Die Kosten hierfür betragen 10 Euro pro Person – für die Boote ist die Nutzung kostenfrei, bzw. in der Vignette der VNF enthalten.

Danach gönnten wir uns noch einen leckeren Flammkuchen. Enya und ich ohne Speck, was den Garcon ein wenig verwunderte. Flamme ohne Speck ist doch nicht „interessant“, meinte er. Wir waren da aber gänzlich anderer Meinung 🙂

Wer im Restaurant gleich am Campingplatz speisen möchte, sollte in jedem Fall vorher reservieren. Ansonsten ist der Platz sehr zu empfehlen.

 

Noch am selben Tag machten wir uns auf Richtung Munster.  Ca. 160km quer durch die Vogesen und über den Donon, wo die SAAR entspringt. Die Route führte uns auf die Panoramastraße „Les Crêtes“, die zu befahren zugegebenermaßen einige Zeit in Anspruch nahm, nämlich ca. drei Stunden! Aber die malerischen Täler mit ihren durch bunte, manchmal windschiefe Fachwerkhäuschen und Blumenbepflanzungen wunderhübsch herausgeputzten Dörfern waren die Sache wirklich wert.

Ganz benommen durch die vielen Eindücke kamen wir dann auf unserem Platz „Le Schlossberg“, einem Camping mittlerer Größe an, wo wir am Abend den Tag ganz romantisch revuepassieren lassen konnten.

Je weiter man ins Elsass hinein kommt, desto weniger sprechen die Einwohner deutsch. Ich finde das sehr nachvollziehbar, denn im Grunde ist es ja schon eine kleine Unverschämtheit, ein fremdes Land zu besuchen und dabei voraus zu setzen, dass die Menschen dort meine Sprache sprechen. Es gibt Leute, die sind da anderer Meinung. Aber ich war sogar froh, denn ich weiss nun, dass ich keinen Auffrischkurs in Französisch benötige, wie ich nach fünf Jahren Abstinenz in Bayern schon befürchtet hatte 🙂

Frühstück drinnen bei Regen und für August gewöhnungsbedürftigen 10 Grad. Trotzdem machten wir uns gegen 12:00 Uhr auf den Weg, um den nahe gelegenen See „Lac de Kruth“ zu umrunden. Auf dem Wanderweg liegt ganz praktisch eine Herberge, die elsässische Spezialitäten anbietet, wo wir gerne einkehrten und ich zum ersten Mal im Leben in den Genuss von Veilchensirup gekommen bin. Der ist zwar etwas süß, aber durchaus zu genießen, wie Enya und ich festgestellt haben.

Gut gestärkt ging es dann bei Sonnenschein und halbwegs manierlichen Temperaturen weiter, immer am See entlang und an einem kleinen Wasserfall vorbei, bis wir nach ca. 6 oder 7km wieder am Campingplatz ankamen. Eine schöne, bequeme Runde war das.

Am nächsten Morgen fuhren wir nach dem Frühstück los nach Munster und durch einen sehr unschönen Zwischenfall wissen nun auch wahrscheinlich, warum die Elsässer bei den übrigen Franzosen so unbeliebt sind *augenroll* .

Munster hat sich aus meiner Erinnerung heraus kaum verändert:

Störche auf den Dächern der Gebäude am Marktplatz, der Brunnen, kleine aber feine Lädchen in hübschen, engen Gässchen. Den berühmten Munster-Käse nicht zu vergessen, der hier natürlich ein absolutes MUSS darstellt 🙂 … und einmal mehr: Flamme. Für Vegetarier ist es in Frankreich leider nicht ganz einfach, immer etwas auf der Karte zu finden.

Kaysersberg im Elsass ist ja mittlerweile zum Insidertipp unter Frankreichreisenden aufgestiegen. Und so stand der Ort natürlich auch auf unserem Programm. Ja, das Dörfchen ist ja ganz nett, hat aber leider keine Seele mehr und dann war es für uns auch irgendwie nicht so interessant. Die Häuser im alten Ortskern sind teilweise wirklich sehr, sehr alt und auch gut erhalten. In vielen sind Läden beheimatet, in denen man neben einigem Tand auch typisch elsässiche Produkte erstehen kann. Trotzdem dauerte unser Aufenthalt dort nur ca.zwei Stunden. Ein Tipp: Erst Kaysersberg, dann Munster – nicht umgekehrt, sonst könnte man enttäuscht sein, so wie wir 😉

Zu erwähnen ist, dass der wohl berühmteste Sohn von Kaysersberg kein Geringerer ist, als Albert Schweitzer und es wurde ihm zu Ehren auch ein kleines Museum eingerichtet und ein Park angelegt.

Unser dritter und letzter Campingplatz liegt schon wieder sehr im nördlichen Elsass, nämlich in Gerstheim. Angeschlossen ist ein kleiner Natur-Badeweiher. Außerdem kann man reiten (lernen) und Schweine und Ziegen stehen auf einer großen Wiese am Rande des Geländes.

Das Dorf Gerstheim ist einigermaßen unspektakulär und so kann man auch mal zwei Tage in vollkommener Abgeschiedenheit verbringen und die Welt einfach mal vergessen 😉

Zurück ging es dann noch über das für seine Keramikarbeiten bekannte Soufflenheim, wo ich ja unbedingt noch hinwollte, um dort etwas als Erinnerungsstück zu erstehen. Irgendwie hatte ich aber das Gefühl, dass das traditionelle elsässische Muster zurück zu gehen scheint und andere, moderne Designs an ihre Stelle gerückt sind. Ich finde das sehr schade, aber sicher müssen die Töpfereien auch mit der Zeit gehen, um zu überleben.

Ich bin dann auch „mit der Zeit gegangen“ und habe unter anderem dieses Teil hier mitgenommen

Cigogne

Motiv: „Cigogne“ – was sonst? 🙂

Nach Wissembourg war es nun auch nicht mehr so arg weit. Dieses Städtchen ist in jedem Fall um einiges interessanter, als Soufflenheim, wo einem außer den Töpfereien im Grunde nichts geboten wird. Schade…

In Wissembourg habe ich dann auch endlich von den Elsass-Hansi-Gläsern gefunden, aus denen wir immer unseren Sirup getrunken haben.  Aus der Hansi-Reihe gibt es einige Unsinnigkeiten: hübsche Postkarten, reich bebilderte Kalender (einer davon wird natürlich im nächsten Jahr mein Büro zieren 🙂 ) , Gläser, Tassen  und so weiter. Aber gar nicht schlecht!

 

Abschließend muss leider festgestellt werden, dass sich die Region Alsace in den letzten Jahren sehr verändert hat. Oder ich habe eine falsche Erinnerung:

das Bier ist noch teurer geworden, aber nicht besser, das Essen hat sehr gelitten, viele Läden bieten mittlerweile viel mehr Touristennepp an, als früher, und – was ich persönlich am schlimmsten finde – auch hier ist der Maisanbau für „Biosprit“ sehr verbreitet. Während das hier bei uns offenbar schon wieder auf dem absteigenden Ast zu sein scheint, hat man im Elsass das Gefühl, dass weit mehr als die Hälfte der Ackerfläche mit Mais bebaut wird. EU-Subventionen für Maisanbau für „Biotreibstoffe“ lassen grüßen und die Monokultur leider weiter wachsen. Kein schöner Anblick. Schade…

Trotzdem war die Tour durch das Elsass eine schöne Woche zu dritt, auch wenn wir es nicht bis ganz nach unten und auf die sehr empfehlenswerte „Haut Koenigsbourg“, die ich bereits gefühlte fünfzig Mal gesehen habe, geschafft haben.

Und nun habt ein schönes Wochenende,

Eure Anja

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