
Hallo liebe Leser*innen und Verfolger*innen,
schon mal was von César Manrique gehört? Nein? Macht nichts, wir auch nicht. Bis vor sechs Wochen und das kam so:
Unser Herbsturlaub auf Lanzarote sollte einfach nur ein Faulenz- und Erholungsurlaub werden, denn was gibt es auf einer Vulkaninsel schon zu sehen – dachten wir. Aber dann hat Uwe einen kleinen, übersichtlichen Reiseführer angeschleppt und das war überhaupt kein Fehler, wie ich fand – er zuerst schon 😉 Denn er wäre die ganze Zeit lieber hier geblieben:
Lanzarote ist mit seinen 60km Länge und 20km Breite eine sehr kleine, überschaubare Insel mit einer bemerkenswerten Landschaft. Auf den ersten Blick sehr trist und vegetationslos, auf den zweiten Blick entdeckt man aber doch Pflanzen und wenn man sich einlässt, kann man auch sehr schöne Eckchen auf dem sandigen, steinigen, rotschwarzen Eiland entdecken. Interessant ist die Insel in jedem Fall.
Auf Lanzarote ist vor ca. 300 Jahren der letzte Vulkan erloschen. Dass es unter der Erde seit damals nun nicht mehr brodelt, dürfte eine irrige Annahme sein. Im Nationalpark Timanfaya, den man bei einem Inselbesuch übrigens keinesfalls auslassen sollte, wird ganz anschaulich demonstriert, dass die Temperatur ca. 2m unter der Erdoberfläche noch immer bei beachtlichen 250°C liegt!
Den Park kann man nur per Autobus besichtigen. Das ist schonend für die Landschaft. Außerdem ist das extra hierfür erbaute Sträßchen, das durch die sandige Vulkanwüste führt, überhaupt nicht für die vielen, einzelnen Autos der Touristen geeignet und ich könnte mir auch vorstellen, dass die Landschaft innerhalb kürzester Zeit vermüllt und teilweise zerstört wäre. So aber kann der geneigte Besucher die unberührte Landschaft durch die Scheiben eines Busses bewundern. Und das ist auch gut so 😉
Zusätzlich erhält man bei den einzelnen Halts und Aussichtsstellen ausführliche Erklärungen aus dem Buslautsprecher geliefert.
Über den damaligen Vulkanausbruch, oder die Vulkanausbrüche muss man ja schon sagen, liegt ein wertvolles, schriftliches Zeugnis vor, das der Pfarrer eines etwas weiter entfernt liegenden Dorfes angefertigt hat. Aus diesem geschichtlichen Dokument wird auf der Tour durch den Nationalpark sehr anschaulich erzählt, so dass man sich die damalige Situation und die Not der Bevölkerung halbwegs vorstellen kann. Heutzutage bieten sich dem interessierten Besucher sehr beeindruckende Ein- und Ausblicke auf dunkle Vulkankrater, erstarrte Lavaströme und schwarze Felsformationen. Dazwischen einsame, filigrane Pflänzchen, die dem trockenen Klima und dem unfruchtbaren Boden trotzen.
Den Park, sowie fast alle anderen Sehenswürdigkeiten auf der Insel, bzw. deren Erschließung hat man dem Künstler und Umweltaktivist César Manrique zu verdanken. Der wohl berühmteste Sohn Lanzarotes ist nach einem erfüllten Künstlerleben in der Ferne im Alter in seine Heimat zurück gekehrt und war einigermaßen schockiert über deren Zustand. Und so machte er sich an die Arbeit, seiner Insel ein würdiges Gesicht zu geben, was ihm zweifelsohne sehr gelungen ist.
Da wir nur zwei Tage für Sightseeing eingeplant hatten, konnten wir nicht alles besuchen, was César Manrique geschaffen hat und so wird wohl ein zweiter Besuch ganz unumgänglich sein 🙂
Der Künstler hat allen Stationen seines Schaffens auf Lanzarote ein unverwechselbares Design gegeben. Alles, was irgendwie auf ihn zurück zu führen ist, kann also unschwer an einem in braun gehaltenen, eisernen Markenzeichen erkannt werden. Außerdem können hier überall Kombitickets erworben werden.
Erkennungszeichen Timanfaya: Braunes, eisernes Teufelchen 🙂
Zu nennen ist hier nach Timanfaya zum Beispiel der Kaktusgarten, der keineswegs natürlich entstanden, sondern nach den Plänen Manrique’s angelegt worden ist. Der Garten ist wunderschön und geht im direkten Vergleich mit dem Kaktusgarten auf Gran Canaria, den wir vor einigen Jahren gesehen haben, als klarer Gewinner hervor. Wunderschöne Pflanzen, die man als Normaleuropäer vielleicht noch nie gesehen hat, zumindest aber nicht in DIESER Größe, kann man hier bewundern. Im kleinen Bistro auf einer der oberen Ebenen der Gartens kann man ein Erfrischunsgetränk oder einen kleinen Snack zu sich nehmen und dabei den Blick über die kleine, in runder Form gehaltenen Anlage schweifen lassen. Erkennungszeichen: Brauner, eiserner Kaktus 🙂
In der erschlossenen, kleinen Grotte „Jameos del Agua“ befindet sich ein kleiner See. Über viele Treppen gelangt man nach unten. Die Grotte ist nach oben teilweise offen. Im Grottensee selbst leben weiße, ganz minikleine Krebschen, die es sonst auf der ganzen Welt nirgends gibt, so die Behauptung. Man kann sie im dunklen Wasser sehr gut erkennen. Aber Vorsicht: Es ist streng verboten, Münzen ins Wasser zu werfen, weil die Krebse durch die dann entstehenden Metalloxyde sterben würden. Erkennungszeichen: Brauner, eiserner Krebs 🙂
Weiter geht es ganz in den Norden der Insel, auf die einzige zertifizierte Aloe Vera – Farm der Kanaren „Lanzaloe“. Man kann hier einen kleinen Spaziergang durch die Aloe Vera Felder wagen, im Shop kostenlos einen Kuchen mit Aloe Vera Extrakt probieren und die Kosmetikprodukte testen. Alles liegt hier in einer Hand: Vom Anbau der Aloe – Pflanzen über die Ernte des Saftes und die Herstellung der verschiedenen Produkte (vor allem für die Hautpflege) bis zum Verkauf im farmeigenen Shop.
Wer auf den Kanaren sicher gehen will, ein Produkt von den Kanaren zu erwerben und nicht irgendetwas in z.B. China produziertes, sollte auf die beiden Kanarienvögel auf dem Etikett achten. Sie sind sehr leicht zu erkennen, denn sie ähneln Yling und Yang 🙂 und manchmal sind sind die farbig – blau und gelb: Elaborado en Canarias lautet der dazugehörige Schriftzug.
Erkennungszeichen: Keines von Manrique, da die Farm nicht auf ihn zurück geht.
Auf der kleinen Insel liegt natürlich praktischerweise alles relativ nah beieinander und so kommt man nach ein paar Kilometern schon beim nächsten Highlight an, dem „Mirador del Rio“. Man kann hier von mehreren, hoch gelegenen Aussichtspunkten die wie abgeschnitten wirkenden Felsformationen der Insel bestaunen. Mehrere vorgelagerte Inseln, davon die größte gleich allen voran, die Isla Graciosa, sind von hier aus zu sehen. Ganz unten liegt ein schöner Sandstrand mit spiegelglattem Wasser. Der Mirador ist im Oktober ein sehr windiges und kühles Unterfangen und ich war daher äußerst froh, ein Stickjäckchen dabei gehabt zu haben. Nach einem kleinen Snack im Bistro ging es auch zügig weiter durch Haria und das „Tal der tausend Palmen“ nach Teguise, der ehemaligen Hauptstadt Lanzarotes. Erkennungszeichen des „Mirador del Rio“: Brauner, eiserner Fisch.
In Teguise kann man ganz wunderbar durch viele schöne Läden schlendern und kanarisches Kunsthandwerk erstehen oder ganz einfach nur bewundern. Das Städtchen war früher einmal die Hauptstadt der Insel und ist im Kern schön angelegt. Die Architektur mutet ein wenig afrikanisch an, was einen exotischen Eindruck erweckt. Ein stolzer Löwe wacht hier neben der einigermaßen imposanten und das Stadtbild beherrschenden Pfarrkirche „Iglesia de Nuestra Senora de Guadelupe“ an der „Plaza de la Constituciòn“. Hier haben wir auch sehr gut, wenn auch einfach gegessen.
Überhaupt waren meine Essensbefürchtungen im Vorfeld der Reise ganz unbegründet: Mittlerweile kommen hier auch Vegetarier voll auf ihre kulinarischen Kosten. Besonders sind die „Papas Arrugadas“ zu erwähnen. Es handelt sich hierbei um ein wenig schrumpelige Pellkartoffeln, die nach dem salzlosen Kochen mit so viel Salz weiterbearbeitet werden, dass die eine grau-weißliche Schale haben. Sie werden mit verschiedenen kanarischen Soßen serviert. Sehr lecker jedenfalls.
Die jetzige Hauptstadt Arricefe ist leider keine Schönheit, hat aber trotzdem auch etwas zu bieten. So zum Beispiel eine schöne Uferpromenade von der aus über eine Brücke das kleine „Castillo de San Gabriel“ zu erreichen ist. Man kann durch die Fußgängerzone der Stadt oder auch weiter an der Promenade entlang spazieren, um am Ende den „Charco de San Ginès“ zu erreichen. Es handelt sich dabei um einen kleinen Fischerhafen. Am Tage schaukeln die Fischerboote der Einheimischen gelangweilt auf dem seichten Wasser. Rund um den Hafen laden Restaurants und Bars zum Essen, Trinken und zum verträumten Verweilen in der Sonne unter blauem Himmel ein.
Es ist kaum zu glauben, aber Lanzarote kann sogar mit eigens auf der kargen Insel angebautem Weiß -und Rotwein aufwarten. Es handelt sich hierbei zwar nicht um das Nonplusultra in der Welt der Weine, jedoch ist er durchaus zu einem leckeren Abendessen auf der Insel zu empfehlen.
Die Menschen auf Lanzarote (ich habe keine Ahnung, wie sie sich nennen – Lanzarotesen oder Lanzaroti vielleicht?) haben hierbei aus der Not eine Tugend gemacht: Auf schwarzem Sandboden stehen die Weinstöcke einzeln in einer Art kleinem Krater, halb umrundet von einem Mäuerchen aus Lavagestein. Das Gestein zieht nachts Feuchtigkeit an, die dann herunter in den Krater tropft oder rinnt, wo sie der Weinpflanze als Wasserquelle zugute kommt. Es gibt im Inselinnern schwarzgrüne Weinfelder soweit das Auge reicht. Ganz schön clever!
Zwei Tage hatten wir uns für die Erkundung der Insel vorgenommen. Zwei Tage reichten leider nicht aus, um weitere Kunstwerke, bzw. Sehenswürdigkeiten Manriques anzuschauen oder zu besuchen. So mussten wir z.B. sein Wohnhaus auslassen. Außerdem konnten wir die Strände im Süden der Insel und das Cochenillemuseum nicht besuchen. Es gibt auf der „langweiligen“ Insel vor der afrikanischen Küste im Atlantik noch so viel mehr zu sehen. Ich will wirklich mal einen Urlaubsort erleben, bei dem einem einfach nur nichts an Kultur geboten wird 😀
Zum Abschluss ist noch zu erwähnen, dass die Insel sehr sauber ist und wir so gut wir überhaupt keinen Müll oder Abfälle an den Straßenrändern und in den Ortschaften gesehen haben. Die Verwaltung achtet sehr auf Umweltschutz und so sind zumindest dort, wo wir gewesen sind, keine Bettenburgen zu entdecken und alle Touristenmagneten fügen sich ganz angenehm in die Landschaft ein, ohne diese zu zerstören oder optisch nachteilig zu verändern.
In diesem Sinne wünsche ich noch einen schönen Restsonntag.
Alles Liebe,
Anja
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