Aufstieg zur Kampenwand im Chiemgau

Oh Mann, wie lange ist DAS denn her, dass ich hier etwas geschrieben habe?

Zwischenzeitlich haben wir ein paar Urlaube und viele Ausflüge und Wanderungen absolviert. Jedoch ist es eben, wie es manchmal so ist: Keine Zeit und keine Lust für Blogeinträge oder was auch immer…

Gestern jedoch haben wir so einen schönen Tag im Chiemgau erlebt, dass ich richtig Lust bekommen habe, unserem Aufstieg zur Kampenwand einen Blogeintrag zu widmen, so beeindruckend war der Tag.



Um es vorweg zu nehmen: Wir haben ziemlich genau neun Stunden am/auf dem Berg verbracht und es war einfach nur toll! Das Wetter passte ganz wunderbar, nicht zu heiß, ab und zu kamen auch Wolken.

Los ging’s in Hintergschwendt. Der Aufstieg zur Steinlingalm, die nun auch wieder ihren Biergarten geöffnet hat, geht über schöne Wanderwege und Waldabschnitte immer bergauf, bis man sehr plötzlich aus dem Wald heraus tritt und sich auf den schönsten Almwiesen wieder findet, „die man je gesehen hat“: Sie sind voller Wildblumen. Weiße, blaue, gelbe, rosafarbene, rote Farbkleckse auf sattgrünem Grund. Ein wunderschöner Anblick! Meere von Enzian blühen dort zu dieser Jahreszeit und alle Wanderer haben sich an die Bitte von Naturschützern und dem DAV gehalten: Nichts abgepflückt!


Nach insgesamt 600 Höhenmetern, die einigermaßen leicht zu bewältigen sind, erreicht man die Alm. Hier kann man sich beim Blick auf die legendäre Kampenwand schon einmal für den weiteren Aufstieg zum Gipfel stärken und den majestätischen Anblick des hellgrauen Gipfels dabei auf sich wirken lassen.

Wir mussten nur kurz überlegen. Immerhin sind es dann weitere 250 Höhenmeter bis nach oben und von unten kann man nur erahnen, was einen dabei erwartet. Nun wissen wir es es und man kann sagen, klettern und kraxeln über 250 Höhenmeter. Der Anblick des letzten Abschnitts vor dem ersehnten Gipfelkreuz lässt einen erst einmal kurz stocken und ich gebe zu, dass der von Schotter und großen Feldblöcken übersäte „Weg“ ohne Seilführung mir einen ungläubigen Schreck eingejagt hat. Aber so kurz vor dem Gipfel aufgeben, das geht gar nicht und so wagten wir das Abenteuer.

Nach dem ersten Schotter-Felsabschnitt geht es durch einen engen Kamin über große Felsblöcke steil nach oben. Eine kleine Plattform eröffnet sich dem Besucher von wo man man bereits das imposante Gipfelkreuz sehen kann, das den in den beiden vergangenen Weltkriegen gefallenen chiemgauer Soldaten gewidmet ist. Es ist das größte in den Bayerischen Alpen und thront geradezu auf dem höchsten Punkt der Kampenwand.
Leider hatte sich kurz zuvor ein Bergunfall ereignet und wir mussten in sicherer Entfernung warten, bis der Rettungshubschrauber die Verletzten geborgen hatte.

Eine interessante Passage mit Halteseil musste nun gemeistert werden: Rechts Bergwand, links Abgrund und tolle Aussicht! Danach steht man ganz unvermittelt vor dem allerletzten Hindernis: Ein steiler, durch viele Klettererschuhe fast blank polierter Fels, den man auch wieder ohne Seile und Sicherungen bezwingen muss. Ein reges Auf und Ab von Kletterern herrschte hier. Ganz oben angekommen sollte man ein wenig aufpassen, denn gleich auf der anderen Seite geht’s wieder runter 🙂

Interessant ist, dass man von hier aus zum Gipfelkreuz eine kleine Brücke überqueren muss 🙂 Und dann ist man da.

Das Gefühl, einen Berg bestiegen und seinen höchsten Punkt erreicht zu haben, entschädigt den Wanderer für alle Anstrengungen und Schmerzen (Ich hatte mir leider in der Felspassage den Kopf ziemlich stark angehauen und bin nun stolze Besitzerin einer dicken Beule). Die Aussicht ist atemberaubend und wir sind froh, das letzte Wochenende OHNE SEILBAHNBETRIEB erwischt zu haben. Ich will nicht wissen, was da oben los ist, wenn die Seilbahn wieder fährt und viele sich die ersten 600 HM sparen.


Nachdem man die Aussicht ein paar Minuten genossen und Fotos geschossen hat, macht man sich mit einem mulmigen Gefühl an den Abstieg, den wir beide oftmals als komplizierter bewerten, als den Aufstieg. Man mag oben gar nicht wirklich dran denken, den ganzen Weg auch wieder zurück zu müssen.

Unten angekommen, gab es noch Kaffee und Kuchen, nach einem kleinen Stopp an der in der Nähe gelegenen Kappelle. So etwas darf in Bayern ja nicht fehlen…

Die Wanderung runter zum Waldparkplatz kann man über verschiedene Wege gehen und er dauert auch wieder mindestens zwei Stunden, ohne Pausen. Zwei Almen mit Bewirtung liegen auf dem langen Weg.

Und Bärlauch habe ich auch noch gefunden.

Wir haben uns nun vorgenommen, wieder mehr zu wandern und auch wieder schwerere, anstrengendere Touren zu planen, sonst sind es oft ja nur „Spaziergänge“ 🙂

Viele Grüße,
Eure Anja

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