
Das Naturschutzgebiet Bayerischer Wald feiert in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag und das allein ist schon ein Grund für eine Reise.
Wir haben davon jedoch erst vor Ort erfahren. Es gibt Ausstellungen und Events, die aber durch die aktuelle Coronabestimmungen ein wenig leiden.
Von uns aus fährt man ca. 2 Stunden bis nach Zwiesel, wo wir uns ein hübsches Feriendomizil ausgesucht hatten. Zwiesel ist ein idealer Ausgangspunkt für Wanderungen und Entdeckungsreisen im Bayerwald.
Ende Juni trauten wir uns also nach drei langen Monaten Homeoffice und viel „zu Hause“ und machten uns auf. Es ging über Landshut und dort gibt es ein kleines Museum in der Burg. Wegen Corona sind die Führungen ausgesetzt worden. Trotzdem ist die Burg einen Besuch wert.
Wer noch nie die legendäre „Landshuter Hochzeit“ besucht hat, dem sei diese wärmstens ans Herz gelegt. Sie findet alle vier Jahre statt und die ganze Stadt ist dann auf den Beinen. Leider lassen die Bewohner bei diesem mittelalterlichen Spektakel keine Gäste in Gewandung zu, was ich persönlich ein bisschen unglücklich finde.
Dieses Jahr musste das Fest aber ausfallen und ist auf nächstes oder übernächstes Jahr verlegt worden. So genau weiß ich das leider nicht.
Unsere erste Wanderung im Bayerwald führte uns auf den Falkenstein. Kurz vor unserem Aufbruch trafen wir zufällig den Wirt unserer Unterkunft, der es sich nicht nehmen ließ, uns einen ganz anderen Aufstieg zu empfehlen, als den, den Uwe uns heraus gesucht hatte. Am Ende haben wir alles gefunden, nur irgendwie in ganz andere Reihenfolge 🙂
Es ging über einen sehr einsamen, ursprünglichen Waldweg an hellgrünen, moosbewachsenen Feldblöcken vorbei und über Bäche und Rinnsale, die den Weg querten. Auf 1315hm kommt die neu erbaute Schutzhütte Falkenstein in Sicht, die man dann auch schnell erreicht hat. Dort gibt eine Sonnenterrasse den Blick auf die hügelige Landschaft des Bayerwald frei und die schier atemberaubende Aussicht lässt den müden Wandersmann länger verweilen, als geplant. Die Fernsicht ist an diesem Tag unglaublich. Den Gipfel hat man aber noch nicht erreicht: Der Falkenstein ist nun noch einen Steinwurf entfernt, der Kleine Falkenstein hingegen nicht!
Um diesen zu erklimmen, geht es nun erst einmal wieder ca. 150hm hinunter und dann wieder hinauf. Eine sehr eindrucksvolle Felsformation inmitten von 17ha Urwald belohnt die Strapazen. Der Kleine Falkenstein war bereits vor dem 2. Weltkrieg als Naturschutzgebiet ausgewiesen.
Nach einer längeren Verweildauer führte uns der Abstieg steil bergab und zwar meistens sehr steil und über große Felsbrocken. Er ist eine größere Herausforderung, als der Aufstieg, das steht jedenfalls fest.
Auf dem Weg ist der, die oder das Höllbachgespreng sehr eindrucksvoll. Ganz wild kommt hier ein Bach mit einem tosenden Wasserfall den Berg hinunter. An einer Stelle muss dieser sogar überquert werden.
Das Wetter war herrlich – zum Glück liefen wir meistens im Schatten. Am Ende kommt man an ein einem kleinen Teich mit Hütte vorbei. Die Erbauer, bzw. Nutzer der Hütte sind offenbar humorvolle Menschen:

Eine weitere Wanderung, von der wir uns aber mehr versprochen hatten, war die auf den Großen Arber. Der Große Arber liegt nicht mehr im Naturschutzgebiet und so erklären sich einem im Nachhinein auch so manche Zustände dort.
Der Weg über das Mittagsplatzl führt steil bergauf und leider mussten wir hier schon die Sünden der Forstwirtschaft ertragen: Wege sind durch große Waldgeräte, die die gefällten Bäume aus dem Wald heraus bringen, zerstört. Auch die Begrenzungen der Wege sind zerstört und Pflanzen, die vorher wohl am Wegesrand den Blick des Menschen erquickten, liegen nun abgebrochen oder zerdrückt im Schlamm. Sehr lange Strecken führen hier durch Matsch und Morast, die durch die Profile der Waldraupenfahrzeuge entstanden sind und es steht hier auch kaum noch ein Baum. Eine traurige Landschaft.
Kurz darauf wird der Wanderer auf die Entstehung eines Urwaldes hingewiesen und es werden ihm ein paar Benehmenstipps an die Hand gegeben. In Hörweite einer Waldraupe mutet dieses Szenario ein wenig werkwürdig an.
Das Mittagsplatzl ist nun bald erreicht. Es soll der schönste Aussichtspunkt im gesamten Bayerwald sein. Man hat jedenfalls eine gute Fernsicht und unten liegt der große Arbersee in seinem fast schwarzen, samtenen Kleid. Den ganzen Tag flogen Hubschrauber zum See, um dort Wasser aufzunehmen, das sie über den Bäumen abließen. Auch der Bayerische Wald leidet unter der Trockenheit.
Nun geht es einigermaßen hügelig und später sehr steil bergan weiter auf den Gipfel. Die Landschaft ist zum Teil wieder etwas schöner anzusehen. Der Große Arber selbst aber ist keine Reise wert, wie man so schön sagt. Er ist hässlich ausgebaut, Tagestouristen kommen im Sonntagsstaat bequem mit der Seilbahn an und alles ist einfach nur unschön. Ich mochte den Ort am liebsten sofort wieder verlassen und wir sind dann auch relativ schnell geflüchtet.
Der Abstieg dauert etwa 1,5 Stunden und führt über dicke Gesteinsbrocken. Auch hier sind viele Bäume geschlagen worden. Wir sehen überdies viele kranke oder von Schädlingen befallene Bäume. Wir sind schockiert und ein wenig enttäuscht.
Um die Enttäuschung ein wenig zu kompensieren, sind wir hernach noch durch Zwiesel gebummelt und haben dort ein paar schöne Dinge eingekauft. Kontrastprogramm sozusagen.
Zu empfehlen ist ist das „Haus der Wildnis“ im Schutzgebiet und das „Schwellhäusel“. Das Schwellhäusel ist mehrfach als schönster Biergarten Bayerns ausgezeichnet worden. Zu Recht. Es ist aber nur zu Fuß zu erreichen. Leider hat es an dem Tag etwas geregnet.
Ein Ausflug nach Bodenmais, wo wir im vorletzten Winter einen schneereichen Urlaub verbracht haben, war natürlich auch angesagt und Glaskunst bewundern und auch einkaufen muss im Bayrischen Wald einfach sein.
In Zwiesel gibt es ein paar ganz gute Restaurants. Besonders zu erwähnen sind hier die „Marktstube“ und der Grieche „Pallas“.
Zwiesel ist im Grunde eine ganz nette Ortschaft mit viel weniger Tourismus, als z.B. Bodenmais.
Mit einem Abstecher über Regensburg ging es am 5. Tag dann wieder nach Hause. In Coronazeiten zu verreisen, ist einfach anders, aber nicht unmöglich und sich an die bestehenden Regeln zu halten ist auch gar nicht schwer.
Ahso ja: Ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass die Menschen im Bayerwald freundlich und aufgeschlossen sind. Die Menschen sprechen einen einfach an, das macht sie sympathisch.
In diesem Sinne wünsche ich einen schönen Abend,
Eure Anja
Hinterlasse jetzt einen Kommentar